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Reisen, Tibet & Yak Butter Tee
Tibet, das Dach der Welt, ist ein riesiges Land. Ein Land, welches in etwa doppelt so groß, wie Österreich, Dänemark, Frankreich und Deutschland zusammen, ist. Es ist ein Land, das reich an Mineralien und an einer vielfältigen Flora und Fauna ist. Und entgegen der landläufigen Meinung ist Tibet nicht völlig trocken und unfruchtbar - es verfügt über ausgedehnte waldreiche Gebiete, endlose Weideflächen, die sich für die Viehzucht eignen, und weite fruchtbare Täler. Umgeben von hohen, schneebedeckten Gebirgsketten und übersät mit zahlreichen Seen, ist Tibet auch die Quelle vieler großer Flüsse - Yar lung Tsang-po (Brahmaputra), Senge Khabab (Indus), Dri-chu (Jangtse), Za chu (Mekong), Ma chu (Yellow), Gyalmo Ngulchu (Salween), um nur einige zu nennen. Mit einer Fläche von mehr als 2,5 Millionen Quadratkilometern grenzt Tibet im Süden an Indien, Nepal, Bhutan und Birma, im Norden an Ostturkestan und im Osten an China. Tibet hat daher nicht nur die höchste, sondern auch die strategischste Lage in Zentralasien.
Tibets Teegeschichte
Die tibetische Teekultur hat eine jahrtausend alte Geschichte. In dieser Hochlandregion, in der die durchschnittliche Höhe über 3.500 Meter liegt, liefern die einzigartigen Tee Kreationen wichtige Energie für das tägliche Leben der Tibeter:innen und der Besuch des örtlichen Teehauses ist zu einem wichtigen Teil des tibetischen Soziallebens geworden. Doch erst Mitte der 1980er Jahre traten tibetische Frauen in Teehäusern auf, die zuvor ausschließlich Männern vorbehalten waren. Im Jahr 1990 wurden Frauen zu häufigen Gästen in Teehäusern und heute betreiben immer mehr von ihnen ihre eigenen Teehäuser.
Im 7. Jahrhundert n. Chr. stiegen Macht und Einfluss Tibets plötzlich stark an und brachten das tibetische Königreich mit einem Getränk in Berührung, das bald zum zentralen Bestandteil der Ernährung seines Volkes werden sollte: der Tee (Camellia sinensis). Tee wurde in Tibet zunächst von buddhistischen Lamas, das sind tibetische Lehrer und Hohepriester, sowie von Aristokraten getrunken, bevor er schließlich zum Getränk des einfachen Volkes wurde. Bis zum Ende der Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) hatten die Tibeter:innen und die Nomad:innen Gruppen nördlich und westlich der chinesischen Grenze den Brauch des Teetrinkens übernommen. Heute wird dieser Tee oft als Pu Erh Tee bezeichnet. Aufgrund der extremen Höhenlagen und Temperaturen im tibetischen Gebiet ist Pu Erh Tee jedoch ein Importprodukt aus tropischen und subtropischen Gebieten geblieben.
Zu jener Zeit (im 7.Jahrhundert) wurde ein Netz von Karawanenrouten durch die Wälder und Berge von den chinesischen Provinzen Yunnan und Sichuan nach Tibet, Nepal, Indien und Birma gegraben, um den Austausch von Tee und anderen natürlichen Ressourcen jenseits ihrer Heimat zu erleichtern, das als Südwestliche Seidenstraße oder Tee Pferde Straße (Chama Dao) bekannt ist. Die südwestliche Seidenstraße wurde zu einer der wichtigsten Handelsrouten der antiken Welt, unter anderem zur Förderung des Wohlbefindens durch den Austausch von natürlichen Heilmitteln. Über eine Strecke von bis zu 3.000 Kilometern oxidierte und fermentierte der Tee während der Handelsreise im Zusammenspiel mit Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit und Mikroorganismen. Der Geschmack und die gesundheitlichen Vorteile des Tees wandelten sich zu den reichhaltigen und probiotischen Eigenschaften, die nur oxidierter und nachfermentierter Pu Erh Tee aufweist.
Pu Erh Tee bezieht sich auf verarbeitete Blätter und Knospen der breitblättrigen Teepflanze (C. sinensis var. assamica), die in der Region des oberen Mekong-Flusses beheimatet ist. Dieses Gebiet ist das Mutterland der Teepflanze und umfasst Teile der Provinz Yunnan sowie angrenzende Gebiete in China, Laos, Vietnam, Myanmar und Indien.
Nach und nach erkannten die Tibeter:innen den Nutzen des Teetrinkens. Sie glaubten, dass viele Nährstoffverluste, die durch den geringen Verzehr von Gemüse entstanden waren, durch das Teetrinken ausgeglichen werden konnten. So entwickelte sich die Tibetische Teekultur. Der mit Butter zubereitete Pu Erh Tee wurde so zu einem Grundnahrungsmittel und dem ultimativen Energiegetränk der Tibeter:innen. In der tibetischen Medizin wird davon ausgegangen, dass die Kombination von Butter und Tee ein großes Gleichgewicht zwischen Geist und Körper herstellt. Yak Butter Tee, auch tibetischer Buttertee genannt, ist der am häufigsten getrunkene Tee in Tibet. Buttertee besteht aus Pu'er Tee, Yakbutter, Yakmilch und Salz. Es heißt, dass die Tibeter:innen 60 kleine Tassen pro Tag trinken, um sich mit Flüssigkeit und Nährstoffen zu versorgen. Yak Butter ist seit jeher ein Grundnahrungsmittel in der tibetischen Küche und sie wurde oft aus der örtlichen Yakmilch hergestellt. Heutzutage wird wegen des erheblichen Preisunterschieds immer häufiger normale Kuh Vollmilch- butter anstelle von Yakbutter verwendet.
Wissenswert: Yakmilch hat einen durchschnittlichen Fettgehalt von mehr als 6 Prozent sowie einen Energiegehalt von über 3640 kJ (871 kcal). Kuhmilch hat im Vergleich lediglich 2680 kJ (640 kcal).
Das traditionelle tibetische Teegeschirr ist ebenfalls ein Teil der tibetischen Teekultur. Sie spiegeln den Lebensstandard der verschiedenen Familien wieder. Teekannen aus Keramik sind in tibetischen Familien am weitesten verbreitet, während kupferfarbene Kannen, insbesondere solche aus Bronze, nur von Familien mit einer gewissen Wirtschaftskraft und sozialem Status besessen werden können. Die so genannten Teekannen aus Gold oder Silber waren Kunstwerke und nicht lebensnotwendig für das tägliche Leben der Tibeter:innen.
Tibetischer Buttertee für 2 Personen
Zutaten
4 Tassen Wasser
Zwei gehäufte Esslöffel loser schwarzer Tee
1/4 Teelöffel Salz
2 Esslöffel Butter (gesalzen oder ungesalzen)
1/2 Tasse Vollfett Milch
Zusätzlich brauchst du einen Stabmixer oder Dose mit schließendem Deckel zum Aufschütteln des Tee
Zubereitung
Vier Tassen Wasser zum Kochen bringen.
Gib zwei gehäufte Esslöffel losen Tee in das Wasser und lassen Sie ihn ein paar Minuten ziehen, während das Wasser kocht. Fügen Sie ¼ Teelöffel Salz hinzu.
Seihe den Teesatz ab.
Gib eine halbe Tasse Milch hinzu.
Gieße die Teemischung zusammen mit zwei Esslöffeln Butter in einen Chandong, bzw. einer Kanne. Da Kannen außerhalb Tibets eher selten sind, kannst du ein beliebig großes Gefäß mit Deckel verwenden, damit du den Tee schütteln kannst. Alternativ kannst du auch einfach einen Mixer verwenden.
Mixe oder schüttel die Mischung zwei oder drei Minuten lang. In Tibet glaubt man, dass der Tee besser schmeckt, wenn man ihn länger schüttelt.
Serviere den Tee sofort, da dieser am besten schmeckt, wenn er sehr heiß ist.
Da der Geschmack für Europäer sehr ungewohnt ist, kann es helfen, ihn sich eher als eine leichte Suppe vorzustellen.
Oberhalb von 3000 Metern verliert der menschliche Körper etwa doppelt so schnell Wasser wie auf Meereshöhe, so dass die Gefahr der Dehydrierung groß ist. Der Zusatz von Salz zu diesem Tee hilft den Tibeter:innen (und anderen Einheimischen), im kalten Himalaya-Gebirge hydriert zu bleiben. Der Tee ist im kalten Himalaya daher nicht nur ein Getränk, sondern eine Notwendigkeit.